Tiergestützte Therapie für Kinder und Jugendliche mit Hunden
Therapie mit dem Hund – warum?
Ein Hund kann unsere therapeutischen Ziele auf ganz spezielle Weise unterstützen. Er wirkt als therapeutischer Begleiter und „Mittler“ zwischen Patient, Therapeut/in und der Umgebung.
1. Hunde können das kindliche Verhalten beeinflussen.
Zwischen Hund und Kind kommt meist schnell und unverfälscht eine Beziehung zustande. Der Hund kann als Brücke zu einer Mensch-Mensch Beziehung dienen.
Ausgebildete Hunde geben Kindern eine direkte Rückmeldung auf ihr Verhalten, bewerten sie dabei aber nicht!
Sie reagieren authentisch und entsprechend ihrer Bedürfnisse, Instinkte und Gewohn- heiten. Hält ihr „Spielpartner“ sich an ihre „Regeln“, ist der Hund ein verlässlicher und vorhersehbarer „Spiegel“.
Mit der/ Therapeutin/dem Therapeuten lernt das Kind diese Regeln kennen und übt diese einzuhalten.
Behandlungsziele bezüglich Verhalten und Emotionalität, die durch den Einsatz eines Hundes erreicht werden können:
- Verbesserung des Selbstwertgefühls, z.B. durch das Erreichen selbstgesteckter Ziele
- Abbau von Ängsten, nicht nur gegenüber Hunden
- Zulassen von Körpernähe
- Anregen von Kommunikation und Sprache
- Verstehen von non-verbaler Kommunikation
- Selbstmotiviertes Handeln und Lernen
- Emotionale Stabilisierung und Entfaltung
- Förderung eines Verantwortungsbewusstseins, z.B. durch Rücksichtnahme auf das Tier
- Zurücknehmen eigener Bedürfnisse, Einstellen auf Bedürfnisse anderer ( auch des Tieres)
- Regeleinhaltung (Umgangsregeln, Kommandos)
- Impulskontrolle
Bei der Arbeit mit dem Hund kann das Kind sich selbst als kompetent und wirksam erfahren. Es kann lernen adäquater mit seiner Umwelt und anderen Menschen in Interaktion zu treten.
Und wenn der Hund mal nicht so gut mitmacht, steht auf einmal nicht mehr das „Menschen-Problem“ im Vordergrund, sondern das Tier!
2. Hunde können helfen, Wahrnehmung und Handlungsplanung zu verbessern.
Im Umgang mit dem Hund werden fast alle Sinnessysteme angesprochen. Das Fühlen, Riechen, Sehen, Hören und sogar das Balancieren kann spielerisch geübt und wahrgenommen werden. Dadurch kann das Kind Selbstwahrnehmung und Eigenreflexion lernen.
Therapiemüde und schwer motivierbare Kinder können sich durch das neue „Medium Hund“ wieder auf Behandlungsinhalte einlassen.
Mögliche Behandlungsziele im Bereich Wahrnehmung und Motorik die durch den Einsatz des Hundes erreicht werden können:
- Förderung von Grob- und Feinmotorik sowie Koordinationsleistungen und sensomotorischen Fähigkeiten. Dies wird durch das Ausführen komplexer Abläufe im Umgang mit dem Tier erreicht. Dazu gehören beispielsweise das An- und Ableinen, Bürsten, die Planung von Aktivitäten und Spiel mit dem Hund, zielen und werfen, etc..
- Motivation zur Bewegung
- Optimierung von Kraftdosierung, Kraftaufbau, z.B. beim Bürsten und Streicheln
- Entspannung, z.B. durch Körperwärme oder das Gefühl beschützt zu werden
- Desensibilisierung bei Abwehr auf Berührung
Sunny (links), Balou (rechts)
Sunny ist Balous Freundin und Familienmitglied; Balou ist als Therapiehund ausgebildet
3. Hunde können helfen, Kognitive Fähigkeiten zu trainieren:
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Hunde wirksam sein können bei der
- Förderung von Ausdauer und Konzentration, z.B. beim Bürsten, beim Bauen eines Hundespielzeuges usw.
- Förderung von Gedächtnisleistungen, Aneinanderreihen, Orientierung, Abstraktion u.v.m.
Gut zu wissen
Hunde wirken lt. verschiedener Studien der Universität Freiburg auf den Menschen gesundheitsfördernd und heilend. Die Untersuchungen belegen eindrucksvoll das Tiere beim Gesundwerden eine wertvolle Hilfe sind. Im Umgang mit ihnen kann sich bei den Kindern der Blutdruck normalisieren, Endorphine (Glückshormone) werden produziert und ausgeschüttet. Schmerz wird in Anwesenheit eines Tieres vermindert wahrgenommen.
Tiergestützte Therapie ersetzt keine andere Therapieform. Psychische und körperliche Probleme können nicht allein durch den Kontakt zu Tieren gelöst werden. Das Tier kann den Heilungsvorgang aber wirkungsvoll unterstützen. Somit stellt die tiergestützte Therapie eine nützliche Hilfe und effektive Ergänzung zu konventionellen Behandlungsformen dar.
Grundlagen und Ablauf der Therapie: Eine Therapie mit Hund unterscheidet sich von anderen „Methoden“ kaum.
Befundaufnahme und Befunderhebung werden durch die üblichen standardisierten Verfahren erhoben. Die Festlegung der Behandlungsziele, Behandlungsschwerpunkte und Behandlungsinhalte erfolgt nach therapeutischen Maßgaben. Gleiches gilt für Elterngespräche, Angehörigenarbeit, Beratung, Absprache mit anderen behandelnden Therapeuten, Lehrern, Erziehern und dem behandelnden Arzt.
Kontraindikationen
Unsere tiergestützte Therapie kann nicht durchgeführt werden bei Allergien, speziell auf Hundehaare, Asthma und schweren Formen von Neurodermitis. Außerdem bei ansteckender Erkrankung des Kindes oder des Hundes.
Kostenübernahme tiergestützte Therapie ist keine Kassenleistung!
Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Privatzahlung auf Honorarbasis
Individuelle Leistungs- und Kostenabsprache, abhängig von Diagnose, Zeitaufwand, Therapiedauer, Medienwahl u.v.m.
2. Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Private Krankenversicherungen übernehmen diese Therapieform ggf. (vorher abklären)
Wie sieht es mit dem Tierschutz aus?
Therapeut und Hund nehmen zusammen an speziellen Lehrgängen der Universität Freiburg teil. Wir besuchen außerdem wöchentlich zusammen eine kompetente Hundeschule, die mich unterstützt, berät und deren Konzept aktuell und individuell abgestimmt ist. Wichtig ist, dass der Hund/die Hunde mit Freude dabei ist/sind!
Balu ist fest in ein Familienleben eingebunden und hat so wein „Rudel“ immer um sich. Darüber hinaus bekommt er regelmäßig viel Kontakt zu anderen Hunden und Kindern. Er wurde sehr früh mit Zuneigung und Geduld geprägt. So kann er auch „unhundige“ Sachen als normal erleben und dementsprechend gelassen reagieren.
In jeder Behandlungssituation besteht für Balu die Möglichkeit zum Rückzug. Er werd genau beobachtet und sobald er sich unwohl oder überfordert fühlt, wird die Situation beendet und für Hund und Kind positiv verändert.
Hygiene
In der Praxis wurden eigene Hygienestandards ausgearbeitet, die sich an den Hygienemaßnahmen der Universität für Tiermedizin Freiburg und an den Bayerischen Hygienevorschriften für Heilpraktiker und Praxen orientieren.
Wichtig ist
- Ein ausgezeichneter gesundheitlicher Zustand
- Ein ausgezeichneter Pflegezustand
- Die artgerechte Haltung des Tieres
- Eine gesunde Ernährung des Hundes
- Regelmäßige Entwurmung
- Schutzmaßnahmen gegen Ektoparasiten
- Die vollständige Impfung
Für die Therapiesitzungen haben wir folgende Vorgaben
- Gegenseitiger Kontakt im Gesichtsbereich durch die Kinder oder Hund wird vermieden
- Die Tiere haben keinen Kontakt zu Lebensmitteln in der Praxis
- PatientInnen und Therapeut werden dazu angehalten nach dem Umgang mit den Tieren die Hände zu waschen bzw. zu desinfizieren.
- Bewegungsraum und Aufenthaltsort des Hundes werden regelmäßig gereinigt und desinfiziert.
Unsere Hunde werden außerdem regelmäßig vom Tierarzt kontrolliert (Gesundheitsnachweis, Kotproben, Nachkontrollen des Wesens, Kontrolle des Impfpasses etc.).
Natürlich achten wir auch darauf, dass weder Kind noch Hund während der Therapiesitzung überfordert werden und dadurch Probleme entstehen. Die Gefahr von Biss- und Kratzverletzungen ist aufgrund des speziellen Trainings- und Prüfungsverfahrens des Hundes bei „Hand in Hand“ erfahrungsgemäß nach sehr gering. Auch die Unfallgefahr durch Balu ist durch entsprechende Vorsichtsmaßnahmen minimiert.
Das Praxiskonzept der tiergestützten Therapie wird durch wissenschaftliche Untersuchungen und Studienergebnisse untermauert. Die Wirksamkeit dieser Therapieform ist in Studien belegt. Sehen Sie hierzu folgende Webadressen:
www.tiere-begleiten-leben.de
www.esaat.org/de